Ausschreibung Ideenwettbewerb Architektur
Deadline 01.07.2024
Zum zweitem Jahr in Folge lädt der Ideenwettbewerb des Fonds Perspektive Architekti*nnen, Designer*innen, Innenarchitekti*nnen und Künstler*innen (individuell oder kollektiv) aus der deutschen und französischen Szene ein, ihre Projekte zu einem spezifischen Thema zu teilen. Im Jahr 2024 trägt der Wettbewerb den Titel “Dream Kitchen” (Traumküche).
DREAM KITCHEN
Von allen Wohnräumen ist die Küche am schwierigsten zu gestalten. Dort gibt es kaltes, kochendes und gefrorenes Wasser, Kochplatten, einen Kühlschrank, einen Gefrierschrank, Schneidwerkzeuge und Lebensmittel, die ihr Verfallsdatum nicht überschreiten dürfen. Und dort werden auch die mehr oder weniger aufwendigen und komplizierten Gerichte gekocht. Eine Tätigkeit also, die je nach Umstand, eine Freude, notwendig, deprimierend, für den familiären Zusammenhalt wesentlich oder bei feierlichen Anlässen äußerst gesellig sein kann. Die Küche ist zudem ein Ort des Entstehens, der Improvisation und der Weitergabe von Wissen. Dort trifft man sich mit Freunden oder der Familie, um über eigene Erfahrungen, neue Techniken und alte Rezepte zu sprechen. Sie ist ein Ort des kreativen Schaffens und des Austauschs innerhalb einer Gruppe von Menschen und somit ein politischer Raum, in dem Begriffe wie Gemeinschaft, Tradition, Kultur und Empfindsamkeiten eine entscheidende Rolle spielen. Nur sehr wenige Architekt*innen haben mit ihrer Form und Funktionalität experimentiert oder versucht, diese neu zu definieren.
1926 entwarf die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky ihre berühmte „Frankfurter Küche“, die erste Einbauküche der Geschichte. Auf weniger als 10 Quadratmetern bietet dieser funktionale Raum zahlreiche durchdachte Details, um viel Stauraum zu schaffen und die Arbeit zu erleichtern. Was auf den ersten Blick wie ein großartiges Konzept aussieht, kann heute entfremdend und isolierend wirken (man kann in dieser Küche nicht essen und sie bietet nur Platz für eine Person). 1971 eröffnete Gordon Matta-Clark das Offspace FOOD in New York. Der Künstler schuf damit nicht nur einen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst, sondern stattete diesen auch mit einer großzügigen, offenen, pragmatisch konzipierten Küche aus und kreierte so einen Ort, an dem Kunstschaffende aus dem New Yorker Stadtteil SoHo zusammenkamen, um gemeinsam zu kochen und zu speisen, meist sogar ohne zu bezahlen. Mit dem Aufkommen der relationalen Ästhetik – ein Konzept, das Nicolas Bourriaud begründete – wurden in den 1990er Jahren (auf Initiative von Rirkrit Tiravanija, gefolgt von Ólafur Elíasson und Raumlabor) Ausstellungen schließlich zu geselligen Orten, an denen die Zubereitung von Speisen und das gemeinsame Essen als Kunstwerk fungieren. Diese Beispiele zeigen uns, dass eine Küche sich nicht auf drei Möbelstücke und einige Utensilien beschränkt, sondern es vielmehr darum geht, einen lebendigen und wertvollen Ort für die Gesellschaft zu schaffen.
Und was ist aus der Küche im Jahr 2024 geworden, nachdem ein Großteil der weltweiten Bevölkerung durch eine Pandemie monatelang auf die eigenen vier Wände beschränkt war? In einer Zeit, in der in allen Hauptstädten Wohnungsnot herrscht? Während die Inflation immer stärker auf die Lebensmittelpreise auswirkt und Knappheiten – sei es nur der Zugang zu sauberem Wasser – das Leben Tausender Menschen bestimmen? Und, nicht zu vergessen, die sich täglich im normalen Alltag ergebenden Fragen „wer kocht und wie?“, vor allem angesichts der Tatsache, dass heute die meisten Personen tagsüber arbeiten, sei es außerhalb oder innerhalb ihrer vier Wände, und dass man inzwischen ganz einfach über jedes Smartphone Essen zum Mitnehmen bestellen oder nach Hause liefern lassen kann.
Der Ideenwettbewerb DREAM KITCHEN lädt Künstler*innen, Architekt*innen, Designer*innen – Studierende oder Absolvent*innen, allein oder in der Gruppe – dazu ein, eine Küche der Zukunft zu entwerfen. Egal ob klein oder groß, drinnen oder draußen, gemeinschaftlich oder individuell, mit konventionellen Energieträgern und Lebensmitteln oder zum Experimentieren mit neuen Formen des Kochens – alles ist möglich. Die einzige Voraussetzung besteht darin, dass man Fantasie beweist und neue Formen und Nutzungen bei der Gestaltung einer Küche schafft, die zum Träumen anregt.
Die Jury wird anschließend Ihre in Form von Bildern – zwischen 3 und 6 Bildern – (Collagen, Zeichnungen etc.) und einem Begleittext von 500 Wörtern (auf Englisch) eingereichten Vorschläge bewerten.
Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den ästhetischen Einfallsreichtum gelegt, aber auch darauf, wie die Idee eines sozialen Raums, eines Ortes, der wechselnde, unterhaltsame und respektvolle zwischenmenschliche Beziehungen erleichtert, umgesetzt wurde. Ohne dabei jedoch die Freude zu vergessen, wenn das Essen auf den Tisch kommt!
Auszeichnung
Die 3 besten Ideen werden mit folgenden Preisen prämiert: Preisgeld in Höhe von 5.000 € für den ersten, 3.000 € für den zweiten und 2.000 € für den dritten Platz.
Außerdem werden die 10 besten Ideen im Rahmen der Preisverleihung in Berlin im November 2024 ausgestellt.
Jury
- Sophie Delhay, Architektin und assoziierte Professorin an der EPFL Lausanne (CH).
- Lauriane Gricourt, Direktorin von Les Abattoirs, Museum – Frac Occitanie Toulouse.
- Jan Liesegang, Mitbegründer von raumlabor Berlin und Professor an der Bergen Architecture School.
- MITKUNSTZENTRALE, Kollektiv von Architekt*innen, Designer*innen und Künstler*innen, bestehend aus Martina della Valle, Erik Göngrich, Susanne Schröder und Nora Wilhelm, das für die Gaststätte SATELLIT in Berlin verantwortlich ist.
Um teilnahmeberechtigt zu sein, müssen die Bewerber*innen:
– einen Wohnsitz in Frankreich oder in Deutschland haben;
– eine Steuernummer (Tax Registration Number/N° de SIRET) besitzen;
– im Bereich der Architektur, Innenarchitektur, Landschafts- und Stadtplanung, des Designs oder der bildenden Kunst tätig sein;
– mindestens 18 Jahre alt sein.
Die Bewerbungen werden der Jury anonym vorgelegt.
Einzureichen sind:
– 3 bis 6 Bilder (Pläne, Zeichnungen, Schnitte, Collagen, computergenerierte Bilder) im Format 21×29,7-.JPG-300dpi.
– ein Text von maximal 500 Wörtern auf Englisch als PDF-Datei.
– das vollständig ausgefüllte und unterschriebene Teilnahmeformular (auf Deutsche oder Französische).
Die Abgabe erfolgt spätestens am 01.07.2024 an perspektive@institutfrancais.de.
Zeitplan 2024
- April – 1. Juli 2024:Veröffentlichung des Wettbewerbs & Projekteinreichungen der Bewerber*innen
- Oktober 2024:Bekanntgabe der Gewinner*innen
- November 2024:Öffentliche Veranstaltung in Berlin, Deutschland: Ausstellung der 10 besten Projekte und Verleihung der Preise an die 3 besten Projekte.
Über den Fonds
Der Fonds PERSPEKTIVE wurde 2014 vom Büro für Bildende Kunst des Institut français Deutschland für die deutsch-französische Zusammenarbeit in den Bereichen Bildende Kunst und Architektur ins Leben gerufen. Seit 2023 verfügt der Fonds über ein neues Format, das eines Ideenwettbewerbs für Architektur.
Kontakt:
Bureau des arts plastiques
Oriane Durand, Leiterin
Alix Weidner, Kulturbeauftragte
Oriane Durand, Leiterin
Alix Weidner, Kulturbeauftragte
Ansprechpartner für Rückfragen:
Alix Weidner : alix.weidner@institutfrancais.de
Tel +49 30590039244
Konzeptentwicklung und Beratung: Thibaut de Ruyter
Bildnachweis: Formula
Der deutsch-französische Ideenwettbewerb wird vom Büro für bildende Kunst des Institut français Deutschland organisiert und durch das Goethe-Institut e.V., das Kulturministerium Frankreichs und das Institut français Paris unterstützt.