The Surplus <-> Chapter 3
Als Fortsetzung der Präsentation im Bétonsalon im März in Paris gibt die Ausstellung Chapter 3 der französischen Künstlerin Ève Chabanon (*1989 in Poissy) im Westfälischen Kunstverein weitere Einblicke in ihr diskursiv-performatives Langzeitprojekt, das um die ökonomische Kategorie des „Surplus“, des Mehrwerts kreist, und das sie 2016 mit dem Titel The Surplus of the non-producer begann. Chabanon greift hier mit ihrem Begriff der non-producer diejenige (unproduktive) Arbeit auf, die, nach marxistischem Verständnis, keinen Mehrwert schafft. Sie fasst hierunter im Speziellen KünstlerInnen, (Kunst-)HandwerkerInnen und andere Kulturschaffende, die sich aufgrund von Migration im Exil befinden und Schwierigkeiten haben, ihrer Profession nachzugehen.
In dem folgenden Video gibt die Künstlerin Einblicke in die Entstehung, Entwicklung und Perspektiven des Projekts:
2016 begann Chabanon ihre Arbeit mit einigen „non-producers“ aus der Region rund um Paris, mit denen sie eine Art „Denk-Kooperative“ gründete. Hier ging es um einen transkulturellen Austausch von Wissen und Fähigkeiten und um das Entwickeln einer Gemeinschaft. Aus diesem kollaborativen Prozess entwickelt Ève Chabanon eine raumgreifende Installation sowie Fragmente einer Videoarbeit. Die Ausstellung markiert somit einen Zwischenschritt, ein Durchatmen und eine Standortanalyse des so langwierigen und intensiven Projekts. Das Thema des Werts der eigenen (meist vermehrt immateriellen) Arbeit in der eigenen und/oder fremden Kulturlandschaft bleibt der rote Faden des Projekts.
Die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland ist bis zum 4. Oktober 2020 im Westfälischen Kunstverein in Münster zu sehen.
Während der Präsentation des Projekts im Bétonsalon in Paris lud Kurator Cédriq Fauq gemeinsam mit der Poetin und Mitbegründerin vom Independent-Verlag Brook Editions Rosanna Puyol Anfang März zu einem Übersetzungsworkshop. Ausgangspunkt des Workshops war ein Ausschnitt aus dem Kapitel 6 des Buches The Undercommons: Fugitive Planning & Black Study von Fred Moten und Stefano Harney, das im Deutschen 2016 bei Transversal Texts erschienen ist (Die Undercommons: Flüchtige Planung und schwarzes Studium). Der Workshop stieß auf großes Interesse und zog Stammpublikum wie Neugierige aller Generationen an: