Antje Stokman

Antje Stokman ist forschende Landschaftsarchitektin, wissenschaftliche Grenzgängerin und Hochschulprofessorin an der HafenCity Universität Hamburg. An der Schnittstelle zwischen Forschung, Lehre und Praxis engagiert sie sich für die klimagerechte Gestaltung landschafts-, natur- und wasserbezogener Transformationsprozesse in ko-kreativen Reallaboren. 2009 wurde sie für ihre Arbeiten mit dem Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet, 2010 erhielt sie den internationalen Topos Landscape Award. Ihre Projekte wurden im Rahmen von internationalen Ausstellungen (Internationale Architekturbiennale São Paulo 2009, Architekturbiennale Rotterdam 2014, Pinakothek der Moderne, München 2017) gezeigt. Sie engagiert sich als Vizevorsitzende des Stiftungsrats der Hamburger Stiftung Baukultur (HSBK) für das Thema Stadtgestalt im Klimawandel.

Olivier Gaudin

Olivier Gaudin ist Doktor der Philosophie der Sozialwissenschaften und unterrichtet die Geschichte der Landschaftsbildung an der à l’École de la nature et du paysage (Blois, Insa Centre Val de Loire). Er ist außerdem für die Herausgabe der Cahiers de l’École de Blois, der jährlich erscheinenden Zeitschrift der Hochschule, verantwortlich. Seine Forschungsschwerpunkte sind pragmatistische Philosophie, sozialwissenschaftliche Humanökologie und die Kulturgeschichte der Landschaften. Zu diesen Themen hat er mehrere Texte in Zeitschriften und Sammelbänden veröffentlicht.

Christof Mayer

Christof Mayer ist Architekt und in Berlin ansässig. Er ist einer der Mitbegründer von raumlabor, einem derzeit neun Mitglieder umfassenden Kollektiv. Die Gruppe bildete sich 1999 rund um einen gemeinsamen Ansatz für eine weiter gefasste Definition der Architektur, der heute als „Urban Practice“ bezeichnet wird. Raumlabor vertritt eine Arbeitsmethode, die auf Aktion und auf dem Verständnis der besonderen Kontexte der Räume beruht, in denen sie tätig sind, mit einem Schwerpunkt auf der Gemeinschaftsproduktion als offener Prozess.

Ihre Werke wurden zuletzt mit dem Berlin Award, dem Global Award for Sustainable Architecture, dem Core77 Design Award und dem Goldenen Löwen der Architekturbiennale in Venedig 2021 ausgezeichnet. Christof Mayer hatte Lehrtätigkeiten in Deutschland, der Schweiz, Norwegen, Griechenland und Australien. 2014 hielt er eine Residency an der Monash University in Melbourne. Von 2018 bis 2020 war er Gastprofessor an der UdK Berlin in der Fakultät Gestaltung im Institut für Architektur und Städtebau. Seit 2017 ist er Professor APP/DAV an der Bergen School of Architecture in Bergen, Norwegen.

Djamel Klouche

Djamel Klouche ist Architekt und Stadtplaner und Absolvent der École d’architecture de Paris-La Seine, der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) und von Sciences Po Paris. Er ist Professor an der École nationale supérieure d’architecture de Versailles (ÉNSA Versailles). Gemeinsam mit Caroline Poulin und François Decoster hat Djamel Klouche das in Paris ansässige Büro für Architektur und Stadtplanung AUC gegründet. AUC wurde am 15. Dezember 2021 von der beigeordneten Ministerin für das Wohnungswesen der „Grand Prix de l’Urbanisme“ für sein Gesamtwerk verliehen. Seit seiner Gründung 1996 entwickelt AUC bei architektonischen und städtebaulichen Fragestellungen im Kontext des französischen, europäischen und internationalen Städtebaus eine den gängigen Positionen entgegenstehende Haltung, die darin besteht, ausgehend vom Wert der Kontraste, der Verschiedenheit, der Ausgefallenheit, der Andersartigkeit und der Hybridität und nicht von Gleichartigkeit und Einförmigkeit zu denken und zu bauen. AUC war unter anderem an den Konsultationen zum Projekt Grand Paris (2008) und zu Brüssel 2040 (2010), aber auch an der städtischen Umstrukturierung des Geschäftsviertels La Part-Dieu in Lyon (seit 2009) beteiligt. Das Büro kuratiert regelmäßig Ausstellungen, darunter „Stim Métropoles Millionnaires“ auf der 4. Ausgabe von „Agora“, der Biennale zu Architektur, Urbanismus und Design in Bordeaux 2010, sowie „152 Mediterranea “ auf der 14. Architekturbiennale in Venedig.

 

The well-tempered

‘China to Launch Artificial Moons to Light Up Night Skies’, ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 2018. Diese künstlichen Monde wurden so entworfen, dass sie bei der Beleuchtung des nächtlichen Himmels von Chengdu, Sichuan bis 2020 Elektrizität sparen. Die Monde sind zwar nie gestartet, aber die Gerüchte über den Versuch stehen für eine Zukunftsvision, in der die Umwelt beeinflusst und Anspruch auf das Universum erhoben werden kann. Diese Vision zeigt sich auch am zunehmenden Interesse an Klimatechnik und Terraforming aus Wissenschafts- und Investor:innenkreisen.

Nichtsdestotrotz sind nicht alle Formen von Umwelttechnik so erhaben, wie die Herstellung neuer Monde, das Säen von Wolken oder die Steuerung von Sonnenstrahlen. Die Beeinflussung der Erdatmosphäre findet in unserem täglichen Leben bereits auf sehr banale, diskrete und hinterlistige Weise statt. Künstliches Wetter wird in unseren Innenräumen erzeugt – von Einkaufszentren bis hin zu Laboren, während Tränengas und andere Schadstoffe als Waffen eingesetzt werden, um Atmosphären so zu verunreinigen, dass man in Ihnen nicht mehr atmen kann.

Dass das Wetter so geophysikalisch wie politisch ist, zeigt Yuriko Furuhata in “Climactic Media: Experiments in Atmospheric Control”; für die Denkerin sind die Beeinflussung des Klimas und die Beeinflussung der Menschen zwei Seiten desselben Vorgangs.

The well-tempered ist ein Stück science-fiction, das von Künstler:innen, Denker:innen und Autor:innnen entwickelt wurde. Dazu eingeladen, über die Beziehungen zwischen Atmosphäre und Disziplinierung zu reflektieren, entwerfen die Beteiligten eine Welt des Wetters, die sich in zwei performativen Kapiteln, eines in Paris und eines Berlin, entfaltet.

Während die Fiktion sich auflöst, rücken die chaotischen, logischen und politischen Kräfte, die das Wetter – und damit auch uns – beeinflussen in den Mittelpunkt, und die Teilnehmer:innen stellen sich vor, wie diese Kräfte neu gestaltet werden könnten.

Die Ausstellung “The well-tempered”, findet am 1. September 2023 in Paris und am 1. Oktober 2023 in Berlin statt.

Teilnehmer:innen:

Jade Barget (Kuratorin, Frankreich), Andrés Baron (Künstler, Frankreich), Wang Yuyan (Künstler, Frankreich), Nile Koetting (Choreograph, Deutschland), Thuy-Han Nguyen-Chi (Künstler, Deutschland), Elizabeth Gabrielle Lee (Künstlerin, Vereinigtes Königreich)

Veranstalter:innen:

Soft power very soft (Deutschland), Espace Niemeyer (Frankreich)

Fleur de peau, terre à vif / Ulrike Mandrake

Fleur de peau, terre à vif / Ulrike Mandrakeist eine zweiteilige Ausstellung an zwei Orten, die die Arbeit von Nils Alix-Tabeling, einem jungen französischen Künstler, der in Montargis lebt und arbeitet, vorstellt. Nils Alix-Tabeling setzt sich durch verschiedene Medien mit dem Erbe des Terrorismus der 1970er Jahre auseinander: Malerei, Performance, Klang und Objekte.

Der erste Teil “Fleur de peau, terre à vif”, der im Parvis in Tarbes, in Frankreich gezeigt wird, befasst sich mit den Wurzeln des Ökoterrorismus, unter Berufung auf radikale Denker:innen des 20. Jahrhunderts und durch die Untermalung mit dem “musikalischen Terrorismus” der deutschen Krautrock-Band Amon Düul.

Der zweite Teil “Ulrike Mandrake” setzt diese Überlegungen im Dortmunder Kunstverein fort. Nils Alix-Tabeling eignet sich hierbei die Erzählungen und Zeugenaussagen über den Umgang des deutschen Staates mit den Leichen der Mitglieder der Roten Armee Fraktion an. Er verweist auf die Figur der Journalistin und R.A.F.-Führerin Ulrike Meinhoff, deren Gehirn nach ihrem Tod aufgrund der Diagnose einer “emotionalen Störung” seziert wurde, um ihre Handlungen und ihr “vernachlässigendes” Verhalten gegenüber ihren Kindern zu rechtfertigen. Durch Skulpturen aus natürlichen und industriellen Materialien und gespenstisch anmutende Performances enthüllt Tabeling die Gewalt der Wissenschaft und des Staates gegenüber Körpern und insbesondere gegenüber weiblichen Körpern.

Die Ausstellung “Fleur de peau, terre à vif” wird vom 16.2. bis 07.07.2023 im Le Parvis in Tarbes und der zweite Teil “Ulrike Mandrake” vom 24.06. bis 10.09.2023 im Dortmunder Kunstverein gezeigt.

Teilnehmer:innen:

Nils Alix-Tabeling (Künstler, Frankreich)

Veranstalter:innen:

Le Parvis, Tarbes (Frankreich), Dortmunder Kunstverein, Dortmund (Deutschland)

Slurs

Wir leben in einer Zeit, in der Sprache in hohem Maße politisiert und instrumentalisiert wird: als Mittel der Aggression aber auch der Solidarität. Während letzterem viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde, ist es ebenso wichtig, die Dynamik der sprachlichen Gewalt sowie ihre rhetorischen und philologischen Ursprünge sowie ihre affektiven Auswirkungen zu verstehen.

Das Projekt zielt darauf ab, die Geschichte der sprachlichen Gewalt zu untersuchen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf spezifischen geografischen Gegebenheiten und Gemeinschaftskämpfen liegt. Durch die Analyse von Schimpfwörtern, insbesondere von Ethnophaulismen (oder abfälligen Bemerkungen über ein Ethnonym), wollen wir die schmutzige Seite der Sprache freilegen um einen besseren Zugang zu den Strukturen der Gewalt zu erhalten. Es geht hierbei auch um die Erarbeitung notwendiger Werkzeuge für einen wirkmächtigen sprachlichen und performativen Widerstand gegen Angriffe auf race, Geschlechter oder Sexualität in lokalen Kontexten inmitten von globalisierten Sprachen.

Das Projekt Slurs a program about verbal violence in the form of a language protest wird sich mit bestimmten Dialekten und Beleidigungen befassen, die für lokale Sprachen spezifisch sind. Während Slavs and Tatars Osteuropa, den Kaukasus und Zentralasien aus der Perspektive einer Minderheit in Berlin betrachten, erweitert das Projekt diesen geographischen Rahmen, indem es sich auch mit dem Wissen und der Forschung der Diaspora im französischen Kontext beschäftigt. Zu diesen Sprachen gehören das jiddisch-ukrainische in Odessa oder ein russisch-georgischer Dialekt, der nur im Zusammenhang mit einem Markt, der Autoteile in Tiflis verkauft, verwendet wird, aber auch arabische Dialekte, Westarmenisch oder Kreolisch in Paris.

In der ersten Phase werden die in Frankreich und Deutschland ansässigen Teilnehmer:innen ihre Forschungsergebnisse durch Online-Treffen austauschen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2023 werden zwei Studientage in den Räumlichkeiten von Relais Culture Europe zwischen dem Gare du Nord und dem Gare de l’Est in Paris veranstaltet. Schließlich werden im November und Dezember 2023 Performances in der Pickle Bar in Berlin organisiert.

 

Teilnehmer:innen:

Pickle Bar, Beyond the post-soviet collective, Relais Culture Europe

Veranstalter:innen:

Slavs and Tatars (Deutschland), Relais Culture Europe (Frankreich)

künstlergespräch

Lorraine FÉLINE (FR) und Melanie DORFER (DE), die Preisträgerinnen 2021 des Künstleraustauschprogramms zwischen der Region Grand Est und dem Land Baden-Württemberg, werden mit dem Publikum über ihre künstlerische Praxis ins Gespräch kommen.
Die beiden Künstlerinnen werden insbesondere auf ihre jeweiligen Erfahrungen mit der Residenz sowie auf die Entwicklung ihres künstlerischen Projekts im Ausland zurückkommen.
Das öffentliche Treffen wird mit einem Besuch der Einzelausstellungen “Habitat shifts” und “La danse au travail” fortgesetzt, die im Espace international des CEAAC zu sehen sind.
Moderierte Begegnung von Élodie Gallina, Beauftragte für internationale Beziehungen am CEAAC.
Dieses Künstleraustauschprogramm wird vom Centre européen d’actions artistiques contemporaines in Partnerschaft mit dem Institut français Stuttgart und der Kunststiftung Baden-Württemberg durchgeführt und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie der DRAC Grand Est unterstützt.

Speed Dating

Das deutsch-französische Ausstellungsprojekt „Speed Dating“ bringt Künstler*innen der École nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris und der Hochschule für Bildende Künste Dresden zusammen. Absolventen und Studierende beider Kunstakademien präsentieren Malereien in einem vereinbarten Format. Die Brücke zwischen beiden Kunstakademien wurde durch die Dresdener Absolventin und Initiatorin des Projektes, Anna Ditscherlein, hergestellt. Formal haben die künstlerisch Beteiligten sich darauf verständigt, dass malerische Arbeiten im Format von 80 x 130 cm speziell für die Ausstellung von den beteiligten deutschen und französischen Künstler*innen geschaffen werden. Immer zwei Werke aus je einer Stadt werden mit wenigen Zentimeter Abstand zueinander –in Form eines Diptychons– gehängt. Der Ausstellungstitel „Speed Dating“ symbolisiert das plötzliche und heftige Aufeinander- und Zusammentreffen von Malereien aus Paris und Dresden. Die 40 Bildwerke stehen in einen nachbarschaftlichen Dialog. Die eine Hälfte stammt von 20 Studierenden der Klasse von Prof. Nina Childress und der andere Teil wird von 20 Studierenden bzw. Absolvent*innen der Dresdner Kunstakademie zusammen getragen.
Die Vernissage fand in den Ausstellungsräumlichkeiten „Le Théâtre des Expositions“ der École nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris am 2.2.2022 statt. Vom 21.5. bis 26.6.2022 wird „Speed Dating“ in der Motorenhalle Dresden, Projektzentrum für zeitgenössische Kunst, stattfinden. Zur Vernissage am 20.5.22 werden neben den Dresdner Teilnehmer*innen, die Pariser Künstler*innen erwartet. Zudem wird ein Ausstellungskatalog erscheinen.

Teilnehmer*innen:
Studierende in dem Studio von Nina Childress, École nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris, und Studenten verschiedener Fachklassen der Hochschule für Bildende Künste Dresden: Prof. Ralf Kerbach, Prof. Christian Sery, Prof. Christian Macketanz, Prof. Monika Brandmeier.

Organisator*innen:
riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V. (Motorenhalle / Projektzentrum für zeitgenössische Kunst)
Freundeskreis der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Hochschule für Bildende Künste Dresden
École nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris (Studio Nina Childress)

Playing with Bones

Playing with Bones ist eine Gruppenausstellung, die Positionen aus den Bereichen Installation, Skulptur, Malerei und Performance aus unterschiedlichen Generationen und verschiedenen kulturellen Perspektiven zusammenbringt und mit historischen als auch für den Anlass erstellten Werken eine temporäre und experimentelle Verwandtschaft herzustellen.

Grundlegend ist die Vorstellung des Subjektes als einer Sphäre pausenloser und unkontrollierbarer Transmission. In diesem assoziativen und intuitiven Geschehen lösen sich die Grenzen zwischen Vergangenem und Jetzt, Materialität und Psyche oder Eigenem und Fremdem auf. Als Allegorie hierfür kann das Tarot dienen, dessen Tradition mit Marseille verbunden ist, und bei dem verschiedene Bedeutungen den Bildobjekten und ihrem interrelationalen Ritual zugeordnet werden.
Dies ist in einem Satz des kalifornischen Dichters Jack Spicer über das Tarot beschrieben: „The deck – (…) Stressing strongly the fact that the individual card has no meaning solely in itself but only in relation to the cards around it and its position in the layout – exact analogy to words in a poem“.

Playing with Bones ist das letzte Kapitel einer dreiteiligen Ausstellungsreihe, die zwischen Frankreich und Deutschland stattgefunden hat. Zu ihr gehörten Enquête Arcane bei DOC! in Paris im Oktober 2019 und Contention im Oktober 2021 bei Scheusal, Berlin

Teilnehmer*innen:
Ziphozenkosi Dayile (Künstlerin, Kuratorin, Südafrika), Soum Soum Kitchen, Rochelle Goldberg (Künstlerin, Kanada) , Rosa Joly (Künstlerin, Frankreich), Michel Journiac (Künstler), Veit Laurent Kurz (Künstler, Deutschland), Paul B. Preciado (Künstler, Philosoph, Frankreich), Walter Price (Künstler, Vereinigten Staaten), Sebastian Wiegand (Künstler, Deutschland) und Belinda Zahwi (Künstlerin, Simbabwe / Großbritannien)

Organisator*innen:
La Traverse, Marseille (Frankreich)
Scheusal, Berlin (Deutschland)